Lagerhaus von Damals

Wie war es denn damals im Lagerhaus? Ohne Handy, ohne Internet, … Dass es gar nicht so „ohne“ war, lässt der Einblick von Lagerhaus-Urgestein Josef Gruber vulgo Brandeben Sepp aus dem Jahre 1978 erahnen.

Mein erster Samstagsdienst im Lagerhaus

Nachdem ich meine ersten Tage bei meinem neuen Dienstgeber verbracht hatte, wurde ich für den Samstagmorgen, ohne weiteren Mitarbeiter, eingeteilt. Da um diese Zeit noch recht wenig los war, sollte dies kein Problem darstellen. Das war jedoch für einen Neuling wie mich die totale Herausforderung. Es gab noch keine Registrierkasse, es wurden Handbelege und Lieferscheine im Durchschreibverfahren händisch ausgestellt. Die Preise von Waren im Lager mussten der am Pult liegenden Preisliste entnommen werden.

Nun betrat ein alter Bauer zum ersten Mal diese neue landwirtschaftliche Verkaufsstelle mit den Worten: „Oan Sack Bruch fia die Fackeln“, (Gerstenschrot für die Schweine), a Sacki Kennlach und an Kleim fia d`Henna“ (Maisschrot, Weizen und Weizenkleie für die Hühner). Auf die Frage nach seinem Namen kam die lapidare Antwort: „Wennst mi nit kennst, wiast nit oid wearn do“. Die alten Bauern dieser Zeit, meist in abgetragenen Sonntagsanzügen und mit Hut bekleidet, traten sehr selbstbewusst auf. Ihr Blick war scharf und unnachgiebig und ließ bereits beim Eintreten Verhandlungsgeschick und Bauernschläue erkennen.

Nachdem ich alles ordnungsgemäß verrechnet hatte, sperrte ich die Eingangstüre ab, um die gewünschten Futtermittel im Lager auszugeben. Da kein Getreide abgesackt vorbereitet war, musste dieses vom Silo über einen Abfüllstutzen entnommen werden. Da nur ein Rohr vorhanden war, musste dieses bei Bedarf auf die einzelnen Zellen am Silo umgesteckt werden. Wenn man den Hauptschieber nicht verriegelt hatte, wurde man vom abfallenden Getreide regelrecht getauft. Dieses Schicksal blieb mir nicht erspart, und so hat es mich beim Umstecken ordentlich erwischt.

Das Prozedere des Pendelns zwischen Verkaufsraum und Lagerhalle sollte sich an diesem Tage noch öfters wiederholen und so war ich sichtlich froh und zugleich stolz, diesen Vormittag gemeistert zu haben.